Inhaltsverzeichnis
VPN-Laborübung Vertiefung
Einleitung und Übersicht
Als Anwendung soll ein Site-to-Site VPN aufgebaut werden. Hierzu werden folgende Elemente benötigt:
- zwei VMs mit dem MikroTik-Router als VPN-Gateways auf jeweils einem Labor-PC installiert werden (public/private networks)
- zwei Labor-PCs als Clients (private networks), die als LAN-Clients konfiguriert werden.
- ein-zwei Switch ggf. ein Hub zum Mitschneiden der VPN-Verbindung 1)
Insgesamt werden also 4 Labor-PCs und 1-2 Switche benötigt.
Das folgende Bild zeigt den prinzipiellen Aufbau.
Die Verbindung soll als Tunnel mit automatischer Schlüsselaushandlung (IKE/ISAKMP) aufgebaut werden. Als VPN-Gateway wird der MikroTik-Server eingesetzt, indem dieser auf zwei PCs jeweils als virtuelle Maschine angelegt wird. Als Clients werden zwei normale PCs verwendet.
VPN-Konfiguration der VPN-Gateways
Die IP-Adressen MikroTik-Router ist auf der Vorderseite der Geräte aufgedruckt. Diese IP-Adresse ist jeweils auf Port 1 (ether1
) konfiguriert und kann direkt über die gelbe
-Leitung erreicht werden.
ACHTUNG: Alle Anwendungen sollten auf anderen Ports als dem Konfigurations-Port eingerichtet werden, damit der Zugang gewährleistet bleibt. Sprich keine weiteren IP-Adressen oder VLANs auf ether1
einrichten. Ansonsten ist der MikroTik-Router nicht mehr erreichbar.
Standard-Zugangsdaten:
Benutzer: | schueler |
Passwort: | KEIN PASSWORT2) |
Nach dem die MikroTik-Router per IP-Adressen erreichbar sind, können diese entweder über das Webfrontend konfiguriert werden oder weiterhin über die CLI
. Im Firefox muss der Proxy unter Bearbeiten → Einstellungen → Erweitert → Netzwerk → Verbindungen → Einstellungen
deaktiviert werden, damit das Webfrontend über den Browser erreichbar wird. Das Webfrontend kann dann über den Browser unter der oben konfigurierten IP erreicht werden. Hier ist das Handbuch zum Webfrontend zu finden: MikroTik-Webfig-Handbuch
Im Folgenden wird nur die CLI-Konfiguration beschrieben. Im Webfrontend finden sich die Parameter unter IP
, IP–>IPsec
, Firewall
bzw. Routes
.
Folgende Punkte sind für die Site-to-Site Verbindung auf dem MikroTik-Router zu konfigurieren:
- Route ins
remote-private
-Netz mit dem zweiten MikroTik als Gateway - IPsec-Proposal (Authentication-Algorithmus, Encryption-Algorithmus, Name)
- IPsec-SAs wird im MikroTik als peer bezeichnet (DH-Group, Encryption-Algorithmus, Secret)
- IPsec-Policy (private Netze und VPN-Gateways, Tunnel-Mode)
In der Dokumentation des MikroTik-Servers befindet sich eine Beispiel-Konfiguration für ein Site-to-Site System. Hier wird allerdings davon ausgegangen, dass der private Adressbereich 192.168.80.0
und 192.168.90.0
für das öffentliche Netz eingesetzt wird und so in zwei Netzen dargestellt wird. Um den Laboraufbau möglichst schlank zu halten soll mit nur EINEM öffentlichen Netz gearbeitet werden z.B. 80.0.0.0/8
. Die beiden lokalen Netze LAN1
und LAN2
könnten 10.0.0.0/8
(Amy) und 20.0.0.0/8
(Berny) lauten.
Die folgende Tabelle zeigt ein mögliches Adressschema für den Laboraufbau:
Netzelement/Bereich | Parameter | Wert | Bedeutung |
---|---|---|---|
locale-privat | IP-Netz | 10.0.0.0/8 | privates LAN auf Amys-Seite |
remote-privat | IP-Netz | 20.0.0.0/8 | privates LAN auf Bernys-Seite |
public | IP-Netz | 80.0.0.0/8 | öffentliches Netz für die Verbindung der VPN-Gateways |
public -Amy | IP-Adresse | 80.0.0.1/8 | öffentliche IP-Adresse von Amy |
locale-privat -Amy | IP-Adresse | 10.0.0.1/8 | private IP-Adresse von Amy (dient als Gateway für LAN) |
public -Berny | IP-Adresse | 80.0.0.2/8 | öffentliche IP-Adresse von Berny |
remote-privat -Berny | IP-Adresse | 20.0.0.1/8 | private IP-Adresse von Berny (dient als Gateway für LAN) |
HINWEIS: remote
und privat
ist hier bezogen auf Amy. Für Berny sind diese Beziehung jeweils entgegengesetzt.
Die nächsten Abschnitte erklären die notwendigen Konfigurationen bezogen auf das vorangegangene Schema.
ACHTUNG: Bevor mit der Konfigurationsarbeit begonnen wird, sollte eine Skizze mit alle IP-Adressen angefertigt werden, da ansonsten der Überblick verloren geht.
Grundkonfiguration der IP-Adressen
Einrichten der IP-Adresse des MikroTik über die Konsole (die IP-Adresse/Schnittstelle sind anzupassen) Die IP-Adressen müssen gemäß des obigen Schemas vergeben werden.
/ip address add address=10.0.0.1/8 interface=ether3
/ip address add address=80.0.0.1/8 interface=ether4
Mit dem folgenden Befehl lässt sich die IP-Adresse überprüfen:
/ip address print
ACHTUNG: Der folgende LÖSCH-Befehl darf nicht auf der Konfigurationsschnittstelle ether1 ausgeführt werden, da ansonsten die Konfigurationsschnittstelle nicht mehr erreichbar ist.
Falls eine IP-Adresse falsch konfiguriert wurde, kann diese durch den folgenden Befehl gelöscht werden. Die angegebene Nummer (hier:1
) kann man über print
herausfinden.:
/ip address remove numbers=1
Route in lokale Netze
Damit die VPN-Gateways die jeweils gegenüberliegenden LAN-Netze (remote-private
) kennen, müssen diese per Routing-Eintrag bekannt gegeben werden.
Der Befehl für das Einrichten der Route in das remote-private
-Zielnetz ist wie folgt aufgebaut:
/ip route add distance=1 dst-address=20.0.0.0/8 gateway=80.0.0.2
Parameter | Bedeutung | Wert | Bemerkung |
---|---|---|---|
distance | Metrik | 1 | Es befindet sich nur ein Router auf dem Weg zum Zielnetz. |
dst-address | remote-private -Zielnetz | 20.0.0.0/8 | Zielnetz hinter remote -VPN-Gateway |
gateway | VPN-Gateway Berny | 80.0.0.2 | Partner-VPN-Gateway; Hier Berny aus Sicht von Amy |
Zur Überprüfung der Konfiguration kann folgender Befehl verwendet werden:
/ip route print
Firewall-Regel für NAT zwischen privaten Netzen
Damit die lokalen Adressen auf die öffentlichen Adressen der Router umgesetzt werden, wird der NAT3)-Mechanismus benötigt. Dies geschieht bei den MikroTik-Router per Firewall-Regel.
Der Befehl für das Einrichten der notwendigen Firewall-Regel ist wie folgt aufgebaut:
/ip firewall nat add action=accept chain=srcnat dst-address=20.0.0.0/8 src-address=10.0.0.0/8
Parameter | Bedeutung | Wert | Bemerkung |
---|---|---|---|
action | Aktion der Firewall | accept | Pakete sollen passieren können. |
chain | Regelkette | srcnat | Aktion soll in Quell-NAT-Regelkette eingefügt werden. |
dst-address | Zielnetz | 20.0.0.0/8 | remote-privat -Netz (Berny-Seite) |
src-address | Quellnetz | 10.0.0.0/8 | locale-privat -Netz (Amy-Seite) |
Zur Überprüfung der Konfiguration kann folgender Befehl verwendet werden:
/ip firewall nat print
Proposal für initialen Verbindungsaufbau
Das Proposal wird für die erste Kontaktaufnahme benötigt. Hier werden die Verschlüsselungsmechanismen festgelegt, um im Anschluss die weiteren Daten zur Authentifizierung verschlüsselt zu übertragen.
Der Befehl für das Einrichten des Proposal ist wie folgt aufgebaut:
/ip ipsec proposal add auth-algorithms=sha256 enc-algorithms=aes-256-cbc name=labor1
Parameter | Bedeutung | Wert | Bemerkung |
---|---|---|---|
auth-algorithms | Authentifizierungsalgorithmus | sha256 | Authentifzierung für den ersten Kontakt |
enc-algorithms | Verschlüsselungsalgorithmus | aes-256-cdc | Authentifzierung für den ersten Kontakt |
name | Verwaltungsname | labor1 | Beliebiger Name, der die Verbindung charakterisiert. |
Zur Überprüfung der Konfiguration kann folgender Befehl verwendet werden:
/ip ipsec proposal print
Security-Association (SA) für die VPN-Gegenstellen
Die SA beschreibt die Parameter der eigentlichen Nutzverbindung. Hier werden die Parameter für die Schlüsselgenerierung (DH) sowie der Verschlüsselungsalgorithmus festgelegt.
Darüber hinaus müssen noch die Gegenstelle sowie ein Passwort zur Authentifizierung festgelegt werden. Dies wird in diesem Beispiel per Preshared-Key
realisiert.
Der Befehl für das Einrichten der SA einer Seite ist wie folgt aufgebaut:
/ip ipsec peer add address=80.0.0.2/32 dh-group=modp1024 enc-algorithm=aes-128 secret=passwort
Parameter | Bedeutung | Wert | Bemerkung |
---|---|---|---|
address | remote-SA | 80.0.0.2/32 | Ist bei der remote -Seite entsprechend anzupassen. |
dh-group | Diffie-Hellmann Group | modp1024 | Parameter für die Schlüsselaushandlung |
enc-algorithm | Verschlüsselungsalgorithmus | aes-128 | |
secret | Preshared-Key zur Authentifizierung | <GEHEIMNIS> | Hier sollte ein eigenes Secret verwendet werden. Auf beiden Gateways identisch. |
ACHUTUNG: Die IP-Adresse ist als Host-Adresse also mit /32
anzugeben. Hier darf KEIN Netz angegeben werden. Hintergrund: Aus Sicherheitsgründen darf nur pro SA nur mit genau EINER Gegenstelle eine Verbindung aufgebaut werden.
Zur Überprüfung der Konfiguration kann folgender Befehl verwendet werden:
/ip ipsec peer print
Security-Policy (SP) für den Nutzdatentransport
Die SPs stellen die Regeln für die Behandlung der eigentlichen Nutzdaten dar. Diese enthalten jeweils Quell-/Ziel-LAN und die weiterleitenden VPN-Gateways.
Der Befehl für das Einrichten der SP ist wie folgt aufgebaut:
/ip ipsec policy add dst-address=20.0.0.0/8 sa-dst-address=80.0.0.2 sa-src-address=80.0.0.1 src-address=10.0.0.0/8 tunnel=yes
Parameter | Bedeutung | Wert | Bemerkung |
---|---|---|---|
dst-address | remote-privat Netz | 20.0.0.0/8 | Ist bei der remote -Seite entsprechend anzupassen. |
sa-dst-address | remote-SA | 80.0.0.2 | Ist bei der remote -Seite entsprechend anzupassen. |
sa-src-address | locale-SA | 80.0.0.1 | Ist bei der remote -Seite entsprechend anzupassen. |
src-address | locale-privat Netz | 10.0.0.0/8 | Ist bei der remote -Seite entsprechend anzupassen. |
tunnel | IPsec-Modus | yes | Der Tunnel-Modus für Nutzdaten verwenden. |
ACHTUNG: Für die Gegenstelle (Berny als remote
-Seite) müssen die Parameter entsprechend angepasst werden.
Zur Überprüfung der Konfiguration kann folgender Befehl verwendet werden:
/ip ipsec policy print
Zusammenfassung der VPN-Gateway-Konfiguration
Die folgende Datei bildet den Laboraufbau ab und kann als Beispiel für EINE Seite dienen. Es sind allerdings noch Anpassungen an den eigenen Laboraufbau vorzunehmen. Eine entsprechend gespiegelte Konfiguration ist für die Gegenstelle vorzunehmen.
HINWEIS zu den Befehlen: Das Zeichen \
4) am Ende der Zeilen ist nur in Konfigurationsdateien notwendig und zeigt an, dass der Befehl in der nächsten Zeile fortgesetzt wird. Das Zeichen #
am Anfang einer Zeile bedeutet, dass diese Zeile ein Kommentar ist und nicht wirksam ist.
- vpn_gw_amy.rsc
# Basis-Konfiguration für Amy # Prüfen der IP-Adressen /ip address print # ACHTUNG: Die nächsten Befehle nur ausführen, falls die IP-Adressen der beiden Schnittstellen noch nicht konfiguriert wurden; sollte bereits mit der Grundeinrichtung erledigt sein #/ip address #add address=80.0.0.1/8 interface=ether3 #add address=10.0.0.1/8 interface=ether4 # Routen ins jeweilige remote-private-Netz bekannt machen; Gateway jeweils das VPN-Partner-Gateway /ip route add distance=1 dst-address=20.0.0.0/8 gateway=80.0.0.2 # Firewall-Regel erstellen, um NAT für local zu remote Verbindung zu aktivieren /ip firewall nat add action=accept chain=srcnat dst-address=20.0.0.0/8 src-address=10.0.0.0/8 # --- IPsec Konfiguration --- # IPsec-Proposal für Verbindungsaufbau festlegen /ip ipsec proposal add auth-algorithms=sha256 enc-algorithms=aes-256-cbc name=labor1 # IPsec-Securtiy SA festlegen # ACHTUNG: "passwort" durch eigenes Passwort ersetzen! /ip ipsec peer add address=80.0.0.2/32 dh-group=modp1024 enc-algorithm=aes-128 secret=\ passwort # IPsec-Policy für Nutzdaten festlegen /ip ipsec policy add dst-address=20.0.0.0/8 sa-dst-address=80.0.0.2 sa-src-address=80.0.0.1\ src-address=10.0.0.0/8 tunnel=yes
HINWEIS: Der MikroTik-Router bietet die Möglichkeit über das Webfrontend Dateien auf den Router hochzuladen. Man könnte die Datei vpn_gw_amy.rsc
-Datei so hochladen und die enthaltene Konfiguration anschließend durch folgenden Befehl aktivieren:
import vpn_gw_amy.rsc
Leider führen kleinste Syntax-Fehler dazu, dass dies fehlschlägt.
Client Konfiguration
Die Client-PCs benötigen keine aufwendige Konfiguration. Hier müssen lediglich die entsprechenden IP-Adressen in die privaten Netze gesetzt werden und als Gateways jeweils die private IP-Adresse des lokalen VPN-Gateways.
Zur Erinnerung hier die Befehle:
# IP-Adresse setzen sudo ip addr add <IP-ADRESSE>/<PREFIX> dev eth1 # Default-Route setzen sudo ip route add default via <GW-ADRESSE>
<IP-ADRESSE>
, <PREFIX>
und <GW-ADRESSE>
sind selbstverständlich an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Ergänzungen
ipssec korrigieren
Befehl für default Gateway Client ergänzen